Automatische Insulinabgabe (AID)

Steueralgorithmen zur automatischen Insulinabgabe (AID) sind in vielen Insulinpumpen hinterlegt. Die Algo­rithmen regeln meist die Insulin­dosierung der Basalrate und die Korrektur bei erhöhten Glukosewerten.

Es existieren verschiedene Steueralgorithmen zur automatischen Insulinabgabe. Die Algorithmen benötigen zur Berechnung der Insulindosis je nach Hersteller unterschiedliche Angaben im Vorfeld wie z.B. Gewicht, Gesamtinsulinmenge pro Tag oder die Insulinwirkzeit.

Nutzer von AID Systemen können ihre Zeit im Zielbereich deutlich durch die Algorithmusanwendung verbessern, die Variabilität reduzieren und Diabetes bedingten Stress abbauen. Entscheidend hierfür ist eine fachspezifische Schulung im Umgang mit den AID Systemen.

Im menschlichen Körper wird physiologisch die Insulinsekretion aus den Beta-Zellen im Pankreas durch die im Blut vorherrschende Glukosekonzentration gesteuert. Durch die Nutzung von rtCGM Daten, die an Recheneinheiten wie Computer oder Smartphones übermittelt werden, kann die Insulinzufuhr einer Insulinpumpe gesteuert werden. Dabei beeinflusst eine Reihe von Faktoren, den für die Berechnung der Insulindosis verwendeten Algorithmus. Durch Anwendung der Algorithmen kann die glykämische Variabilität deutlich reduziert werden, insbesondere in der Nacht. Die Zeit im Zielbereich ist gesteigert und das Risiko von hypo- oder hyperglykämischen Glukosewerten ist minimiert.
Bei den aktuellen AID Systemen müssen die Anwender den Mahlzeitenbolus weiterhin selbstständig abrufen. Bei zukünftigen Gerätegenerationen soll dies automatisiert erfolgen. Weitere AID Steuerungsansätze sind bihormonale Insulinpumpen, bei denen zur Steuerung des Glukosestoffwechsels nicht nur Insulin kontinuierlich infundiert wird, sondern auch Glucagon als Gegenspieler des Insulins.

Bei solchen bihormonellen Ansätzen besteht so die Möglichkeit, den Glukosespiegel bei Bedarf zu steigern und zu senken. Die Therapie sollte damit an Sicherheit gewinnen.

Neben den kommerziellen AID Systemen hat sich weltweit eine do it yourself AID (DIY AID) Gruppe gebildet. Diese Gruppe nutzt im Internet öffentlich zugängliche Algorithmen zur automatischen Insulindosierung. Die Algorithmen werden kontinuierlich weiterentwickelt und stehen der Allgemeinheit zur Verfügung.

Die Systeme werden durch Koppelung der verschiedenen Schnittstellen aktiviert. Es werden dafür die verfügbaren Komponenten genutzt. Solche DIY AID Systeme sind keine zugelassenen Medizinprodukte, d.h. die Herstellerhaftung erlischt. Daraus ergeben sich für alle Beteiligten eine Reihe von rechtlichen Fragen und Unklarheiten. Die DDG hat zu diesem Thema eine Stellungnahme erarbeiten lassen [1].

Es existieren verschiedene Studien zu den unterschiedlichen Algorithmen und der Berechnung der Insulinzufuhr. Die Studien zeigen, dass eine algorithmische Insulin¬steuerung möglich ist.

Publikationen zu AID Systemen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.[2]

Mit der Überarbeitung der Produktgruppe 30 des Hilfsmittelkatalogs im Jahr 2022 wurde die Möglichkeit geschaffen AID Systeme als Komplettsysteme (Algorithmus, Insulinpumpe, rtCGM) zu verordnen.

Aktuell sind mit dieser neuen Situation einige regulatorische Probleme entstanden, die gelöst werden müssen.

Diabetesschulung hat in Deutschland einen hohen Stellen­­wert und ist aus den Diabetes Schwerpunkt­praxen nicht mehr wegzudenken. Diabetes­einstellung, Diabete­s­­therapie, Diabetes­management ohne Schulung, technische Ein­wei­sung und Zeit für den Menschen mit Diabetes ist nicht möglich! Diabetes­behandlungs- und -schulungsteams agieren in der modernen Diabetes Schwer­punktpraxis heute viel mehr als Coach und verstehen sich als Begleiter der Menschen mit Diabetes.

Ein wesentliches Hilfsmittel sind bei diesen Behandlungs­­ansätzen interaktive Schulungsprogramme.

Zur Zeit befindet sich ein hersteller­­unabhängiges Schulungsprogramm für die Insulinpumpentherapie auf dem Markt. Das Programm heisst INPUT. Ein hersteller­­­­un­­abhän­­giges Schulungs­­­­programm für die SuP liegt aktuell nicht vor.